"Es gibt welche, die zufrieden sind, sicher. Es gibt welche, die darauf warten, einen dahingeschiedenen Ehemann im Himmel wieder zu sehen, es gibt welche, die im Glauben leben. Wir haben auch welche, die lachen und fluchen und der Meinung sind, dass sie selbst und das ganze Jammertal von Anfang bis Ende nichts als ein einziger Witz sind ...
Doch die meisten, denen ich begegne, tragen ihr Leiden mit einer Geduld und einer Demut, die ich nicht begreifen kann. Bewundern, aber nicht begreifen. Wenn wir eine Sekunde zu lange im Blick unseres Gegenübers verharren, wird das deutlich. So dünn und so durchscheinend ist die illusion, dass eine Hand auf einem Arm in einem unbewachten Moment genügt. Eine unerwartete Berührung, ein paar Worte, die eine Bedeutung bekommen, obwohl es gar nicht geplant war."
Hakan Nesser: Die Schatten und der Regen, S. 360