"Man
bekommt ständig Versprechen, ... Man gibt ständig
Versprechen. Man lauscht den Versprechen anderer Menschen. Politikern,
die von einem besseren Leben für die Alternden sprechen,
von einer Krankenpflege, bei der niemand wundgelegene Stellen
bekommt. Von Banken, die Versprechungen über höhere
Zinsen machen, Lebensmittel, die eine Gewichtsabnahme versprechen,
und Cremes, die ein Alter mit weniger Falten garantieren.
Das Leben ist nichts anderes, als mit seinem kleinen Boot zwischen
einem wechselnden, aber nie versiegenden Strom von Versprechungen
zu kreuzen. Wie viele von diesen Versprechungen hat man im Gedächtnis?
Man vergisst das, woran man sich erinnern will, und erinnert
sich an das, wovon man sich am liebsten befreien will. Gebrochene
Versprechen sind wie Schatten, die in einer Dämmerung herumtanzen.
Je älter ich werde, umso deutlicher sehe ich sie. ..."
Henning
Mankell: Die italienischen Schuhe, S. 54