aktuell people fotos links contact
 
     
 
8. august 2008

über das reisen

sunset valle gran rey

zurück auf der insel nach zwei monaten, in denen ich wohl zu viel unterwegs war. auf reisen, wie man sagt.

reisen: für viele menschen steht dieser begriff für eine sehnsucht, eine ahnung von ausweitung, für ein glücksversprechen. fast jeder cubano, mit dem ich sprach, wünschte sich, endlich reisen zu können: nach spanien, in die usa, ... doch auch wir wohlhabenden mitteleuropäer lieben das reisen. wie sonst ließe sich sonst erklären, dass pünktlich zu den ferienzeiten die karawane aufbricht, die autobahnen verstopft, die flughäfen überfüllt sind.

reisen - das weckt innere bilder von exotischen landschaften, von anderen welten, von wärme und weite, von abenteuern. beim reisen, so die hoffnung, ändert sich aber nicht nur das äußere, sondern auch wir selbst. jeder mallorca-urlauber träumt sich in seiner vorfreude in ein anderes ich. in ein ich, das viel lacht, das entspannt genießen kann, das lebendiger, freier, vielleicht mutiger ist als das übliche alltags-ich.

doch was wird aus diesem glücksversprechen?

der größte teil des reisens findet nicht in diesen glückszuständen statt, sondern in ihrer vorbereitung.
da ist zunächst das prüfen von angeboten und terminen, das buchen von flügen oder paketen, das organisieren von urlaubsvertretungen, das zusammenstellen von einkaufslisten, das packen. puh!

dann endlich ist der tag gekomen! man quetscht sich in ein viel zu kleines auto und reiht sich ein in den stau. sitzt viele stunden enger gepackt, als in jeder legalen legebatterie für hühner.

die luxusvariante fliegen heißt nichts anderes, als sich mitten in der nacht zum flughafen zu quälen, sich müde in lange schlangen einzureihen - am check-in, an der handgepäckkontrolle, beim einsteigen in den flieger. immer wieder warten, warten, warten. ein fließband: unpersönlich, sachlich, mechanisch. im flieger dann sitzt man 4 oder 10 stunden eingequetscht zwischen uninteressanten oder uninteressierten menschen, streitet sich ein wenig um die belegung der mitteren armlehnen, erhält ein geschmackloses plastikmenü unter mcdonalds-niveau. am ankunftsort wieder: lange gänge, warten auf das gepäck, warten auf den anschluss ...

wo bleibt das glücksversprechen? in der gegenwärtigen form ist dieses reisen nichts anderes als anstrengend, eine tortur, für die man eigentlich gut bezahlt werden müsste, als selbst dafür zu zahlen.

mit viel glück entspricht das gebuchte hotel zumindest zu 60% den versprechungen im katalog. dass es an einer vielbefahrenen straße direkt neben einer baustelle liegt, dass licht oder dusche nicht funktionieren, dass es etwas streng riecht ... das ist normal, wird akzeptiert.

und dann? dann geht es darum, in dieser industriellen produktion von reisen die augen offen zu halten. irgendwo muss es doch warten, das kleine postkarten- und katalog-glück, für das man so viele mühen und kompromisse auf sich nimmt. irgendwo muss die übereinstimmung zwischen erwartung/hoffnung und wirklichkeit doch geleistet werden ...

und wenn nicht? dann muss man eben einige surrogate so bewerten, dass man zuhause auf die unvermeidliche frage antworten kann:

"schön!"

 

ps:
merkt man, dass ich gerade die schnauze voll habe vom reisen?
zu viele flughäfen, hotels, busse, zu viel organisieren.
... ich kauf mir jetzt einen privatjet!

 

 

 
 
home
aktuell
archiv

suche (Google)

people / events
johannes

fotos
videos
webcams
slide-shows
panorama-galerie
best of ...
 

gomera-links
news
wetter
karten
webcams
natur
websites

versión española  english version  deutsche version
 

© Johannes Friedrich Reichert 2000 - 2017

Datenschutz
 
mygomera ist eine private website von johannes friedrich reichert - fotos, webcam, stories, videos und links zu la gomera.
individuelle touristische anfragen richten sie bitte nicht an mich, sondern an ein forum oder ein reisebüro - vielen dank dafür.