qualitätstourismus
es hat schon
etwas atemberaubendes an sich, wie schnell sich die insel verändert.
lange dachte ich, es sei vor allem die bauwut, die meinem romantisierten
bild der insel den todesstoß versetzen würde.
ich korrigiere mich: menschen prägen den charakter der insel
offenbar weit stärker.
wenn man
sich mühe gibt und genau hinsieht, gibt es sie noch, die
hippies, freaks, individualisten. über jahrzehnte haben sie
das bild der insel geprägt, den begriff gomera als
synonym für aussteigertum und alternative lebensentwürfe
geprägt. doch sie sind bereits jetzt geschichte, letzter
nachhall einer untergegangenen ära, museale vorzeigeobjekte.
die meisten,
die jetzt zu ostern kommen, sind doppelt bis dreimal so alt. sie
tragen weiße socken zu den wandersandalen, legen wert auf
sauberes besteck, bestellen ihr bier auf deutsch und zücken
den foto, wenn ihnen so ein exotisches wesen an der playa
maria das abendliche trommel-schauspiel liefert:
"schau mal, hippies!"
"unser
dorf soll schöner werden!" - die guardia civil musste
diese jahr schon gar nicht mehr ausrücken, um die schweinebucht
zu 'säubern' - es wohnt eh kaum mehr jemand dort. stattdessen
nahmen sie sich den harmlos-netten steinkünstler gerard
an der playa ingles vor und verwiesen ihn der insel.
schließlich sollen die biederen qualitäts-touristen
zu ostern eine saubere und ordentliche insel vorfinden. das lokalkolorit
übernehmen dafür die vielen neuen bunten zebrastreifen
und fahrrad-parkplatz-markierungen, die jedem eu-bürokraten
freudentränen in die augen jagen dürften.
bye bye,
gomera ...
(der romantiker
leidet ... und weiß doch nur zu genau, dass auch er ein
teil dieser entwicklung ist ...)