"Ich
behaupte, wenn es Menschen gäbe, die wirklich zu der
Einsicht durchbrächen, dass sie die Konstrukteure ihrer
eigenen Wirklichkeit sind, würden sich diese Menschen
durch drei besondere Eigenschaften auszeichnen.
Sie wären erstens frei, denn wer weiß, dass er
sich seine eigene Wirklichkeit schafft, kann sich jederzeit
auch eine andere schaffen.
Zweitens wäre dieser Mensch im tiefsten ethischen Sinn
verantwortlich, denn wer tatsächlich begriffen hat, dass
er der Konstrukteur seiner eigenen Wirklichkeit ist, dem steht
das bequeme Ausweichen in Sachzwänge und in die Schuld
der anderen nicht mehr offen.
Und drittens wäre ein solcher Mensch im tiefsten Sinne
konziliant.
...
Wir alle erleben gelegentlich kurze Momente, die irgendwie
eine ganz besondere Bedeutung für uns haben können.
Das Gesicht einer Katze. Oder die erste dünne Mondsichel
am Abendhimmel. Oder ein Klavierkonzert. Ich glaube, das sind
Wahrnehmungen oder Erlebnisse, in die wir nichts hineinlesen
können, denn sie sprechen für sich. Wir sind plötzlich
mit einer anderen Wirklichkeit als unseren Zuschreibungen
von Wirklichkeit konfrontiert."
Paul
Watzlawick:
Vom Unsinn des Sinns oder Vom Sinn des Unsinns,
S.80 f.