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12. juni 2007

endorphine

unterwegs. eigentlich nix neues für einen reiseprofi wie mich. flughäfen, hotels, bahnhöfe - hat man einmal die spielregeln und symbole dieser globalisierten mobilen welt gelernt, navigiert man mit visa und handy routiniert und nahezu intuitiv durch jeden ort dieser westlichen welt.
das ist gut, das schafft sicherheit und spart nerven.

alltagsdenken: jede reiseplanung, jedes alltagsdenken zielt nun darauf ab, sich im rahmen dieser gewohnten strukturen und automatismen zu bewegen. je vertrauter, desto reibungsloser, desto stressfreier. ein wenig spannung kommt einzig dann auf, wenn man freiwillig (meistens aber unfreiwillig) die bekannten räume oder strukturen verlässt.

unterwegs in österreich:
kein problem, mich in wien zu bewegen, oder per bahn von wien nach graz. nun aber muss ich ins burgenland und weiter in die steiermark. also: mietwagen. kein problem, denke ich.

erst als ich im auto sitze, stelle ich fest, dass ich unruhig werde: seit jahren bin ich nur noch auf der insel selbst gefahren - in meinem alten polo. wie also bedient man dieses moderne high-tech-geschoss eigentlich? wo ist das licht? was piept denn da dauernd? wie stellt man den sitz ein? puhhhhh!
raus auf die straße: sechsspurige autobahn, feierabendverkehr - spinnen die alle? mit maximal 100 sachen krieche ich auf der rechten spur ...

gottseidank hab ich ein navi, muss mich also nicht um die hundert straßenschilder kümmern. die freundliche stimme vermittelt kompetenz und sicherheit. ich folge ihr - aber wieso sagt sie dauernd "achtung!" ? nach 15 minuten werd ich unruhig - das ist doch genau die falsche richtung!? rausfahren, karte kaufen. stimmt. also doch wieder wie früher: der blick wandert zwischen straße, schildern und karte - und immer wieder auf die uhr: ich bin zu spät dran. schaffe ich das noch? stress!

und irgendwann stelle ich fest, wie sehr ich diese unsicherheit genieße: ich bin knallwach, konzentriert. jede gefundene abzweigung ist ein erfolgserlebnis, jede neu entdeckte funktion im auto (oh: da ist das radio!) ein triumph. ich beginne, die landschaft um mich herum wahrzunehmen: ein schönes tal!, welch ein schönes abendlicht!.

als ich schließlich (viel zu spät) ankomme, bin ich fertig und zugleich seltsam glücklich:
das neue, unerwartete, herausfordernde hat mich mit endorphinen überschwemmt.

das ist wohl urlaub: gewohntes verlassen, routinen brechen, neues sehen, sich anders erleben.


danke !

im süden österreichs

 

 
 
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