ein gebrochenes
versprechen ...
immer wieder
mal strande ich ungewollt in teneriffa. diesmal war es
ein blitz, der in den flieger einschlug und den piloten veranlasste,
umzukehren und die werkstatt in hannover aufzusuchen. ergebnis:
die letzte fähre nach gomera ist weg, eine nacht in los
cristianos wartet auf mich.
und so ziehe
ich widerwillig durch diese playmobil-stadt und wundere
mich, dass so viele menschen ihren urlaub freiwillig hier verbringen.
ist es nicht so, dass sie sich einen urlaub unter warmer sonne,
in malerischer landschaft, ein wenig anders als ihr leben zuhause
erhoffen? offenbar ja: die prospekte der reiseveranstalter versprechen
schließlich auch genau dies.
doch wenn
die urlauber schließlich hier landen, finden sie meist eben
nicht den traumblick aufs meer, den strand direkt vor dem hotel,
die idylle, sondern eben - los cristianos. sie wohnen
dann in einer lauten, hektischen stadt, in einem seelenlosen apartmenthaus.
der blick vom balkon geht auf das gegenüberliegende apartmenthaus,
zum schmutzigen und vollen strand muss man sich durch die laute
fußgängerzone quälen, der lärm und die gerüche
des indischen restaurants gleich nebenan verbieten es, nachts
das fenster offen zu lassen.
der veranstalter
hat also sein versprechen gebrochen. ich würde mich wohl
fürchterlich darüber aufregen. und zumindest beschließen,
diesen lügen nicht noch einmal auf den leim zu gehen.
doch andere
empfinden das offenbar anders. los cristianos ist imer
wieder voll. offenbar fühlen sich die von den prospekten
belogenen nicht wirklich belogen, sondern gut bedient. ihre erwartungen
wurden erfüllt, also kommen sie wieder.
woran liegt's?
erstens gibt es offenbar eine geheime sprache in den prospekten,
die ich nicht verstehe. und zweitens finden die urlauber in los
cristianos offenbar genau das, was sie sich wünschen,
erhoffen.
für mich eine zumutung, für sie der richtige platz für
die schönsten wochen des jahres.
ich verstehe
es nicht. ... muss ich aber auch nicht.