paradies
oder hölle
"Unsere
Städte werden immer unwohnlicher, die Freiheiten, von denen
das vorige Jahrhundert träumte, immer utopischer, immer ideengeschichtlicher;
nicht einmal eine so einfache Sache wie die parlamentarische Demokratie
hat noch die geringste Bedeutung für die Menschen, die von
ihren Entscheidungen betroffen sind.
Unerbittlich
verschlingt ein immer blinderer, immer mechanistischerer Kapitalismus
einen Lebensbereich nach dem anderen. Diese schreckliche Maschine
rast davon wie ein Lastzug, dessen Fahrer eingeschlafen ist, wobei
der Druck aufs Gaspedal sich ständig verstärkt.
Inmitten
dieser Katastrophe leben wir im Grunde genommen ganz zufrieden,
solange unsere fundamentalen Bedürfnisse nach Zärtlichkeit,
nach Vertrauen, nach jemandem, der uns zuhört, befriedigt
werden.
Wir würden viel schlechter in einer utopischen Gesellschaft
leben, wenn es dort niemanden gäbe, der uns liebt.
Ist es also
so, ... dass der wahre Zustand, das Paradies oder die Hölle,
letztlich etwas ist, worüber wir selbst bestimmen?
Und welch
ein Zynismus ist es doch, eine solche Frage zu stellen!"
lars
gustafsson: sigismund, 1976, s.141