deutschland
minus
unterwegs
in deutschland: massenentlassungen, haushaltslöcher, steigende
arbeitslosenzahlen, hartz iv. einsparungen und kürzungen
überall. ganz deutschland steht geschlossen unter dem stern
des minuszeichens, als wäre es das neue logo dieses landes.
das einzige was steigt, sind unsicherheit, angst, rechtsradikalismus.
gibt es
denn nirgendwo ein pluszeichen? oder zumindest eine ausgeglichene
null?
die medien überschlagen sich in horrormeldungen. bad
news is good news. je dichter und intensiver und dramatischer,
desto besser. die sozialreportage, ein fast totgeglaubtes genre
- lebt wieder auf. betroffene wecken betroffenheit. opfer heischen
um mitleid. jammern ist bürgerpflicht. (selbst mit frau merkel
soll man plötzlich mitleid haben ...).
wer sich lange genug dieser berichterstattung aussetzt, der hat
schließlich kaum mehr die möglichkeit, sich der sogkraft
dieser selektiv negativen wahrnehmung zu entziehen. das draußen
wird zum drinnen: aus konkreten zielen werden vage ideen,
aus entschlossenheit wird vorsichtiges abwarten, aus unsicherheit
wird resignation.
es ist herbst - vor allem in den köpfen.
vier wochen lang hab ich mich jetzt wieder mal dieser gehirnwäsche
ausgesetzt. und ich spüre, wie auch ich langsam beginne,
schwächer zu werden. ich ertappe mich wieder mal beim ach
so nutzlosen jammern.
kapiert denn niemand, dass diese fixierung auf die defizite, auf
ängste und probleme die krise nicht löst? dass sie sich
dadurch immer weiter vertieft? woher sollen menschen zuversicht
nehmen, wenn ihnen von allen seiten die angst als normaler zustand
präsentiert wird? wie kann jemand mutig sein, wenn ihm von
vorneherein jede aktivität als nutzlos dargestellt wird?!
deutschland minus.
das
sein bestimmt das bewusstsein? ja.
das
bewusstsein bestimmt das sein? ja.
morgen bin
ich wieder auf der insel. endlich.
dort ist der immer gleiche sonnenuntergang wichtiger als die aktuelle
nachrichtenlage. dort werden die gehirne durch grelle sonne, starken
wind und hohe wellen gewaschen. dort sind die menschen deshalb
zufriedener.
ps:
diese kritik
an der inszenierung des minus durch die deutschen medien
bedeutet nicht, dass ich nicht auch viele starke menschen mit
positiver energie und wertvollen zielen gibt. die gibt es - auch
wenn ihnen der zeitgeist gerade heftig ins gesicht weht.
es ist auch
nicht so zu verstehen, dass ich meine deutschland-phasen nur erleide.
im gegenteil: ich treffe wunderbare freunde (rike, hailka, dieter,
...), ich genieße meine spannenden jobs, nehme viele impulse,
ideen, anregungen mit.
ich stelle
nur fest, dass ich durch mein inseldasein zunehmend eine andere
wahrnehmung für deutschland entwickle. manches ist mir früher
wohl einfach deshalb nicht aufgefallen, weil es so normal war.