remote control
neulich in
der siesta-ecke: mal wieder fernsehen, sex and the city
auf pro7 steht an. vorfreude. ich mach es mir also bequem,
greife zur fernbedienung und ... äh ... zu welcher eigentlich?
vor mir liegen 5 dieser komischen teile, voll mit verwirrenden
bunten knöpfen. der medientechnische overkill mitten in der
idylle gomeras.
als ich vor
einigen jahren auf der insel hier ankam, hatte ich grade mal einen
rucksack dabei: einige klamotten, einige bücher, den cd-player,
das notebook, das handy. das reicht, hatte ich mir gedacht.
und es reichte auch.
"wie
zahlreich snd doch die dinge, deren ich nicht bedarf"
sagte sokrates. und er hatte recht. ich genoss die freiheit,
die so wenig ballast ermöglicht. je mehr dinge man um sich
sammelt, dachte ich mir, desto mehr muss man sich darum kümmern,
desto mehr zeit und aufmerksamkeit muss ich den eigentlich unwichtigen
dingen widmen. ich widmete den großteil meiner zeit also
den "wichtigen" dingen.
irgendwann
kam eine kleine stereoanlage dazu. dann die kamera. dann einige
kissen.
als ich vor
zwei jahren umzog, bestand mein besitz schon wieder aus 4 prall
gefüllten kartons. na gut, geht ja noch, dachte ich mir.
im vergleich zu meiner früheren dreizimmerwohnung in deutschland
ist das ja noch sehr übersichtlich.
im neuen
haus will man es sich ja richtig gemütlich machen. also füllte
es sich dank IKEA bald mit allen möglichen möbeln,
teppichen, decken. ich kaufte mir einen hübschen roller.
technik kam hinzu: ein fax, ein router für die dsl-leitung,
ein leistungsstarker desktop-pc, ein schnurlos-telefon, neue lautsprecher,
einige lampen, cd-ständer, ...
auf den zeitkiller
fernsehen hatte ich drei jahre lang bewusst verzichtet. nun entstand
die idee, zumindest ab und zu einen schönen film anzusehen
- vor allem im winter mit seinen schönen langen abenden.
also: ein dvd-player musste her. und weil die schüssel ohnehin
auf dem dach steht, gleich noch ein digital-receiver. all diese
teile mussten besorgt, installiert, konfiguiert werden. manachmal
spinnen sie und dann verbringe ich stunden damit, sie wieder zum
laufen zu bringen, sie zu optimieren, perfektionieren. und jedes
teil braucht eine andere fernbedienung, gehorcht einer eigenen
logik, fordert eigene aufmerksamkeit, nachdenken, anpassung.
nun liegen
sie also vor mir, diese 5 fernbedienungen - als symbol meines
scheiterns.
remote
control - wer kontrolliert hier wen?
nein, ich
habe es nicht geschafft, mich von diesem wohlstandsschrott fern
zu halten.
ich habe mein leben wieder zugemüllt mit vielen sinnlosen,
zeitraubenden aktivitäten.
zeit, etwas daran zu ändern.
wie sagte goethe: "die konsequenz der natur tröstet
schön über die inkonsequenz der menschen."