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6. mai 2004


gomera ist gefährlich

mamta hat das erst vor kurzem wieder mal erfahren, als sie es sich gerade in ihrer hübschen kleinen hütte auf der finca gemütlich machen wollte. ein leichtes poltern, dann ein gewaltiger knall direkt vor ihrem häuschen.
nur zwei meter vom bett entfernt war ein 50 kilo-felsbrocken eingeschlagen. nur wenige meter weiter ...

mamtas stein

gomera lebt. die vulkane sind längst erloschen, die erosion aber arbeitet stetig weiter. immer wieder lösen sich auf den bergen, die sich bis zu 700 meter direkt über der küste erheben, steine, felsen oder ganze berghänge. bis sie unten ankommen, haben sie mächtig an fahrt gewonnen und stellen eine echte bedrohung dar. häufig genug landen sie in schlafzimmern, auf kühlerhauben oder treffen menschen auf besonders exponierten wegen wie dem zur finca. immer wieder gibt es so verletzte.

weg zwischen vueltas und finca  bei hermigua bei hermigua bei hermigua bei hermigua

die gefahren der insel zu ignorieren, ist dumm: immer wieder müssen leichtsinnige wanderer vom helikopter gesucht und geborgen werden. immer wieder stürzen sich touristen ins meer, ohne von den unsichtbaren felsen und tückischen strömungen zu wissen. ein blutiges knie ist dann noch die harmloseste folge.

diese gefahren wahr zu nehmen, erhöht den reiz der insel - machen sie doch deutlich, dass jeder tag der letzte sein könnte.

die größte gefahr aber ist unsichtbar - und viele sind ihr schon zum opfer gefallen. es trifft 10-tage-touristen ebenso wie schweinebüchtler oder ambitionierte sinnsucher:

die insel verändert die menschen. individuelle wertsysteme werden geprüft, verworfen, neu definiert. prioritäten werden neu geordnet, gewohnte selbstbilder und weltbilder bleiben auf der strecke. es entsteht etwas neues.
wer sich der insel zu lange aussetzt, verändert sich und ist nicht mehr zu gebrauchen für ein normales (?) leben in der normalen (???) welt.

segler vor santiago

henry miller
kann das besser formulieren:

"paradies oder nicht paradies, ich habe den bestimmten eindruck, dass die menschen in dieser gegend sich bemühen, der großartigkeit und dem adel der landschaft gerecht zu werden ... sie verhalten sich, als wäre es ein vorrecht, hier zu leben, als hätte ein gnadenakt sie hierher versetzt. die landschaft ist viel zu überwältigend großartig, als dass irgend jemand hoffen könnte, diesen eindruck durch eigenes zutun noch zu verstärken. ... da an der landschaft nichts zu verbessern ist, wird das verlangen geweckt, selbst besser zu werden."

(henry miller: big sur und die orangen des hieronymus bosch)

 

 
 
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