sit &
watch
deutschland:
wieder mal ein ausflug in die richtige (?) welt.
münchen, nürnberg, berlin: voll, dicht, busy, laut.
anstrengend.
bislang gab es in diesen lebhaften metropolen, im dichten treiben
um geld, erfolg, ehrgeiz und ego zumindest noch einen raum für
eine atempause, eine oase der ruhe: das klo.
tür auf, tür zu - und die geräusche der welt bleiben
draußen. endlich.
der blick richtet sich auf die leere der weißen kacheln,
die augen ruhen aus, die aufmerksamkeit wandert auf die körperwahrnehmung.
ein bis zwei minuten atempause, ein fast meditativer zustand.
das war.
immer häufiger fällt der blick in den toiletten von
kneipen, kaufhäuser, kinos und restaurants nicht mehr in
die so erholsame leere. stattdessen wird die aufmerksamkeit des
erholungssuchenden nun von einem werbeplakat der schlauen firma
sit & watch gefangen.
sie haben es kapiert: in dieser so wohltuenden leere, in der erwartung
von pause und erholung sind wir wohl besonders empfänglich
für jede art von botschaft - und sei es die von intimspray,
müsliriegel oder playstation.
was kommt wohl als nächstes? welche lebensräume sind
entwicklungsfelder und werden als nächstes dicht gemacht?
was sich anbietet: die gesponsorte bettwäsche mit dem zdf-zeichen,
die unterwäsche von mars, das kondom von der risiko-versicherung?
oder wie wäre es mit kostenlosen kontaktlinsen mit mcdonalds
-logo? oder einem tattoo mit dem hinweis auf den neuen bruce
willis-film?
ich vermute, wir werden uns auf noch viel fantasie der werber
gefasst machen müssen.