aktuell people fotos links contact
 
     
 
23. februar 2003


multioptionsgesellschaft

als ich diesen begriff zum ersten mal las, musste ich ganz genau hinschauen, musste das gelesene sogar mit den lippen nachformen, bis schließlich der sinn, die bedeutung im gehirn ankam und als "ungefähr verstanden" registriert wurde.

offenbar reduziert nicht nur mein zunehmendes alter, sondern auch mein dauerhaftes inselleben die fähigkeit, komplexe sachverhalte schnell aufzunehmen und zu verarbeiten. ich werde langsamer, brauche mehr zeit als früher. ich ertappe mich dabei, wie ich dankbar bin für die begrenzte zahl an wahlmöglichkeiten: 2 strände, 2 discos, 3 cafés, 3 kneipen, 4 gute restaurants. das leben ist einfach, komplexe entscheidungen mit einer vielzahl von parametern sind kaum zu treffen.
"gomera macht blöd !" ist eine etwas einfachere umschreibung dieses sachverhaltes.

zunächst war ich beunruhigt über diese entwicklung. schließlich bin ich nach wie vor ein freund klarer strukturierung und effizienten arbeitens. und schließlich habe ich vor, irgendwann nach alemania und in die dortigen arbeitsstrukturen zurückzukehren. dort ist es wichtig, aus einer vielzahl von fakten die relevanten zu identifizieren, zu gewichten, schnell entscheidungen zu treffen. ein verblödeter insulaner aber hat auf dem deutschen arbeitsmarkt wohl nur recht bescheidene chancen.

ein artikel in der aktuellen psychologie heute (märz 2003) hat mich ein wenig beruhigt und bestätigt mich in meiner neigung zu einem beschränkten inselleben.
amerikanische forscher, so der beitrag, studierten menschen in entscheidungs-situationen. ihr ergebnis: gerade menschen, die sich bemühen, eine wahl durch umfangreiches sammeln von informationen und rationales abwägen möglichst profund und objektiv zu treffen, sind tendenziell unzufrieden. "Der Zweifel nagt, ob sich nicht doch noch etwas Besseres hätte finden können."
diese 'maximierer' der 'multioptionsgesellschaft' sind nicht ganz zufällig identisch mit den eher unglücklichen und depressiven - vor allem im vergleich mit den 'genügsamen'. denen genügt es, dass sie eine passende entscheidung treffen, wenn auch nicht unbedingt die beste.

eine weitere aussage der studie: eine große auswahl an alternativen bedeutet, dass sich nicht jedes angebot prüfen lässt. und umso stärker dadurch das gefühl, sich falsch entschieden zu haben.

wie sagte schon sokrates so treffend: "wie zahlreich sind doch die dinge, deren ich nicht bedarf!"

haben wir es gut!

das leben kann so einfach sein:

lust auf nightlife? o.k. - ein kurzer blick zu keith, dann in die cacatua, schließlich gegenüber in die tasca. alles geprüft - entscheidung getroffen. passt. disco? pub ajul ab mitternacht, playa-disco ab 2.00 uhr. alles klar !

dass das ganze nach vier caipirinhas mit dümmlichem grinsen und einem dicken kopf endet, hat dann nix mit entscheidungstheorie und sokrates zu tun, sondern alleine mit netten menschen und der dankbarkeit, in einem so beschränkten universum leben zu dürfen.

salud !

 

 
 
home
aktuell
archiv

suche (Google)

people / events
johannes

fotos
videos
webcams
slide-shows
panorama-galerie
best of ...
 

gomera-links
news
wetter
karten
webcams
natur
websites

versión española  english version  deutsche version
 

© Johannes Friedrich Reichert 2000 - 2017

Datenschutz
 
mygomera ist eine private website von johannes friedrich reichert - fotos, webcam, stories, videos und links zu la gomera.
individuelle touristische anfragen richten sie bitte nicht an mich, sondern an ein forum oder ein reisebüro - vielen dank dafür.