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... ist eigentlich eine hübsche kleine kirche auf
der anderen talseite direkt gegenüber von meinem
kleinen häuschen. malerisch liegt sie, erfreut mich
immer wieder - nicht nur mit ihrer schönen ansicht,
sondern auch mit wohlklingenden und dezenten glockenschlägen.
los reyes ist auch ein datum: heilige
drei könige, auf spanisch: los reyes,
der sechste januar. er ist der wichtigste weihnachtstag
der gomeros. und dazu gehört natürlich
eine saftige fiesta - am besten drei tage lang,
besser: drei nächte. ab elf uhr abends beginnt die
band zu spielen (merengue und cumbia - vor
allem laut!), ab ein uhr kommen die gäste, gegen
zwei wird's voll. bis drei uhr ist es richtig nett, ab
vier uhr halten sich nur noch die kampftrinker an den
buden fest, um fünf ist endlich schluss. zumindest
bis zur nächsten nacht.
los reyes ist auch ein pflichttermin für mich.
das hat wenig mit meiner religiösen ader zu tun oder
mit der verbundenheit zu lokalen sitten. das liegt ein
wenig daran, dass ich gerne tanze, vor allem aber ganz
einfach an der geografie: mein häuschen liegt genau
im fokus der riesigen lautsprecher und jeder versuch,
vor fünf uhr morgens einzuschlafen, scheitert schlicht
an der enormen dezibel-zahl, die mein bett erreicht.
nach der ersten nacht hat sich der körper umgestellt
- etwas unausgeschlafen stehe ich gegen elf auf, die füße
wippen auch ohne musik im merengue-takt, automatisch
summe ich zum frühstück die üblichen gassenhauer
vor mich hin. 'vuelve', 'un milion de lacrimas',
'beso beso' ... na ja!
die zweite nacht ist weniger gelassen. ich bin zu müde
zum tanzen, drehe meine eigene anlage auf, im versuch,
das immergleich scheinende gedudel zu übertönen.
das ergebnis ist ein spannender mix - könnte als
schräger chill out-mix durchgehen. meine anschließenden
träume auch.
die dritte nacht. irgendwann würde ich gerne mal
wieder meine eigene musik hören. in den seltenen
pausen probiere ich das denn auch. einige minuten harmonie
und ausatmen, dann geht's wieder los. unchristliche gedanken
an einen raketenwerfer oder einen ausnahmsweise mal geplanten
stromausfall im tal. schließlich resignation.
noch eine letzte nacht steht an
- hoffnung auf meine inzwischen abgestumpfte wahrnehmung
und der erleichterte gedanke, dass es nun wieder ein ganzes
jahr dauert bis los reyes.