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13. dezember 2002


erwartungen

es ist nicht immer angenehm, dem eigenen geist beim denken zuzusehen - aber spannend!

gestern flog ich also nach hause - endlich! nach vier wochen deutschland, angefüllt mit arbeit, organisieren, steuer, versicherungsquatsch, regenwetter oder temperaturen um minus 10 °c.
nun aber würde ich auf meine geliebte insel zurückfahren. ich habe es verdient. nur ein paar stunden flug und fähre, dann aber wartet - so dachte ich - sonne und wärme pur: bei temperaturen um 25 grad am strand faulenzen, die wunderbaren sonnenuntergänge genießen, mich abends auf meiner terrasse einkuscheln, mein schnuckeliges häuschen genießen - leben halt !

es kam anders.

der flug selbst folgte noch dieser erwartung: wunderbare aussichten auf die alpen, pyrenäen, die costa del sol, afrika, gran canaria.

pyrenäen mittelmeer stausee in marokko marokkanische küste gran canaria / norden

ein erster hinweis auf eine vielleicht doch andere realität sind die dicken regenwolken über teneriffa. zwar ist es tatsächlich 30 grad wärmer als in deutschland, aber: es gießt in strömen. ("mist - ich will doch sonne !!!!")
am hafen muss ich erfahren, dass die direktfähre wegen des hohen seegangs heute nicht fährt. ich werde also am falschen ende von gomera ankommen. ("mist - na gut, dauert halt ein wenig länger.")
auf der insel die nächste enttäuschung: ein auto zu mieten erweist sich als unmöglich: durch regen und sturm ist die straße ins valle gran rey teilweise verschüttet und für einen solchen trip will kein vermieter seine hübschen polos hergeben. ("mist - soll ich hier auch noch übernachten!? - ich will nach hause!!!!!")
taxi geht - gottseidank! im dunkelgrauen valle gran rey schließlich mit 40 kilo auf dem rücken die üblichen 130 stufen hoch - im gussregen.("jetzt reicht's - jetzt nur noch in mein häuschen, tee machen und füße hochlegen!")
beim öffnen der tür wischt eine katze an mir vorbei - sie war wohl versehentlich einen tag dort eingesperrt. was sie dort getrieben hat, ist nicht zu überriechen: die ganze wohnung und vor allem bettzeug und matratze stinken penetrant. also: ausräumen, wischen, waschen, räucherkerzen. ("ich will meinen tee !")
doch der ist leider alle.

dass der sturm im laufe des abends noch zunimmt, dass auch noch telefon und strom ausfallen, dass mein roller einen platten hat - das alles passt wunderbar. zur insel und vor allem zu meinen erwartungen.

ja - ich bin wieder da, zumindest physisch.
ja - ich will versuchen, meine erwartungen etwas zu drosseln.
ja - ich will akzeptieren, dass diese kleine katastrophe nicht wirklich etwas mit mir zu tun hat.
nein - ich bin nicht wirklich zufrieden mit dieser lektion.

da hilft es auch nicht, ehrfürchtig dem nun respektablen fluss zuzusehen, der die straße zwischen playa und la puntilla versperrt.
diese kleine insel ist wirklich sehr verwundbar. ich offenbar auch.

zwischen puntilla und playa

 

 
 
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