sprachlos
die sommerpause war definitiv zu lang.
als ausdruck dafür will mir meine sprache nicht so recht
gehorchen.
nicht,
wenn ich mich mit spanischen freunden austauschen will - mein
wortschatz ist wieder der eines kindes: indikativ präsens.
nicht, wenn ich auf deutsch versuche, die erlebnisse und erfahrungen
des sommers zu vermitteln: ich höre mir zu und muss enttäuscht
feststellen, wie wenig lebendig diese erzählungen sind: daten,
orte, fakten.
nicht, wenn
ich versuche, meine gegenwärtigen gedanken zu ordnen und
zu beschreiben.
ich vermute einfach mal, dass dieser 'systematische' sommer mit
seinen rational-kognitiven arbeits- und lernsituationen mich wieder
zu stark in die welt des strukturierten denkens zurückgezogen
hat. das passt so gar nicht hierher. nicht zu meinem wunsch, einfach
mal wieder abzuschalten und schon gar nicht zur eher intuitiven
'insel-aura' (welch ein wort!).
was tun?
weniger reden!
viel zeit zuhause verbringen, lesen, kränkeln, kochen, zeit
vergehen lassen und weniger reden.
auch wenn mein lieber lars gustafsson das gar nicht hören
mag:
"... und wo das Reden aufhört, da beginnt eine schreckliche,
eine kristallische Welt, eine verlockende Stille, und das Gefährliche
lockt mit seinen Verheißungen von Stille, vom Frieden des
Todes, und die im Eis Festgefrorenen, deren Atem aussieht wie
viele kleine Rauchfahnen, und die eingefrorenen Aalraupen, und
die blutunterlaufenen Augen der Tiere, und ein Eisreich ohne Wiederkehr
und ohne Ende und laß dich nie mehr verlocken,
denn schließlich ist einzig und allein das Reden wichtig,
mit lauter oder leiser Stimme, klar oder verworren, aber reden,
wenn man auch nur im Dunkeln flüstert, ein Flüstern
zwischen Mündern und Ohren in dem stillen nächtlichen
Zimmer (und nur ein einziger Vogel zwitschert draußen und
sagt, daß der Morgen naht)
denn nur im Reden ist es, nur dort, und eine Art Liebe, die es
möglich macht, die geballte, die krampfhaft geschlossene
Hand wieder zu öffnen, und eine Art Hoffnung (und die Nacht
endlich zu Ende)
und nur im Reden ist Mütterlichkeit, Wärme und Wiege."
lars
gustaffson, herr gustafsson persönlich, s.81