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18. juni 2001


powerwork

"der typ schläft bis mittags, liegt den rest des tages am strand, arbeitet nichts, spielt allerhöchstens mit seinem notebook rum!"

entspricht das dem bild, das diese website bei manchem erzeugt? immer wieder lese oder höre ich einen leicht aggressiven unterton aus den mails und gesprächen.
vielleicht hilft es ja, auch mal eine andere seite dieses lebens zu sehen: acht tage frankfurt liegen hinter mir: online-berichterstattung über den evangelischen kirchentag für den hessischen rundfunk und zugleich ausbildungsprojekt für ard-redakteure: www.hr-kirchentag.de.

team redaktionskonferenz planung karl erklärt die welt fee + jfr

sieben uhr dreißig: nur unwillig öffne ich die augen, taste nach dem wecker, drücke den snooze-knopf. dem erfinder dieser taste würde ich gerne mal ein bier ausgeben - sie schenkt mir den lebensnotwendigen aufschub von fünf minuten bis zum nächsten klingeln. langsam taste ich mich an diesen tag heran. die augen tun weh, der ganze körper liegt bleischwer im bett - vier stunden schlaf sind einfach zu wenig. zuviel kaffee, zuviel geraucht. straßenlärm von draußen, hochhäuser, der himmel zeigt ein undefinierbares grau.

ich mag diese business-hotels nicht. wären sie einfach nur funktional, wäre es o.k. der versuch aber, etwas ähnliches wie stil zu bieten, scheitert fast immer. diese unsäglichen kunstlederhüllen mit goldprägung, die 14 broschüren über hotel, stadt, telefonbedienung, minibar-inhalt und die umwerfenden sonderangebote für senioren mit 18 kindern. jeden tag schiebe ich sie unwillig zur seite, jeden tag richtet sie der zimmerservice wieder so sorgfältig aus. jeden tag nehme ich mir vor, sie einfach als paket wegzuwerfen, traue mich dann aber doch nicht.

joggen? keine lust in diesem baustellenviertel. außerdem bin ich platt. mtv einschalten. morgengymnastik mit unwirschem gesichtsausdruck. erst die kalte dusche bringt etwas wie leben in mich. mist: schon wieder zu spät für ein ausgedehntes frühstück. schnell, schnell. und hoffentlich spricht mich vor der ersten zigarette niemand an!

vom taxi aus sehe ich die kirchentagsbesucher zur messe strömen. unverkennbar: lila bändchen, der überzeugte gesichtsausdruck von gutmenschen. und immer wieder die plakate mit dem motto der veranstaltung, das mir so viel sagt: du stellst meine füße auf weiten raum.

neun uhr zwanzig: schulungszentrum des hessischen rundfunks. der raum voll mit monitoren, arbeitspapieren, wandtafeln - ein organisiertes chaos. fast alle sind schon da: die producer des hr, teilnehmer aus der ganzen ard, meine trainer-kollegen. regelmäßiges klappern der tastaturen: die nachrichten-schicht hat schon die ersten news zur abnahme bereit. alles o.k. nach einer tasse cappuccino und den ersten flapsigen sprüchen kommt die lust wieder.

redaktionskonferenz. struktur schaffen, das team einstimmen, themen auswählen, technische probleme diskutieren. kleine konflikte lösen, einnorden, beiträge konzipieren und abnehmen, entscheidungen treffen, immer wieder zeitdruck, immer präsent sein.

halb drei : mittagspause, 20 minuten rückzug ins bistro. weiter: konferieren, moderieren, mich zurückhalten, zusammenführen, vermitteln, referieren, organisieren. kurze persönliche gespräche unter rauchern auf dem tristen flur. weiter. seiten erstellen, bilder bearbeiten, audios einlinken.

erstaunlich, wie gut alle mitmachen. alle sind übermüdet, alle sind am limit, doch kaum einer bricht ein, kaum einer muss sein ego übermäßig betonen. im gegenteil: jeder unterstützt den anderen, bringt spezialwissen ein. viel schokolade. ein team. klasse.

innehalten? keine zeit. ich laufe wie eine maschine, beobachte und reagiere. würde ich diesen fluss jetzt unterbrechen, ich würde einbrechen. durchhalten. je länger der tag dauert, desto rauer wird der ton. einzelne kränkungen, kurze diskussionen. weiter, weiter, weiter. pizzaservice um zehn: unzumutbar. weiter, weiter, weiter.

weit nach mitternacht: sprachlos mit dem taxi zurück ins hotel. fenster aufreißen, den bröseligen keks vom kopfkissen wischen, ruhige musik einlegen, der versuch einer meditation. zu müde. traumloser schlaf.

am vorletzten tag erst sind wir richtig gut. alles läuft. ein blick auf das angebot: professionell. kompetente hintergründe, lebendige reportagen, intensive foto-galerien, augenzwinkernde satiren, neue video-formate. wir sind stolz: unser baby !!!!

fee ladies am pc unser  tägliches brot ... team am ende halleluja

acht tage leben im irgendwo. kein seelenleben. keine fragen, nur aufgaben. erschöpft setze ich mich schließlich in den zug, setze den kopfhörer auf, schließe die augen und suche wieder den kontakt zur welt.

ja, es war gut !

danke !

 

 
 
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