'es' - der
killer vom playa inglès
zunächst scheint es ein tag wie jeder andere zu werden: strahlender
sonnenschein über dem valle gran rey, temperaturen um 30°c,
gutgelaunte und nichtsahnende touristen strömen zum schönsten
strand der insel, der playa inglès.
doch
in der schweren brandung lauert schon die gefahr, die diesen tag schnell
und plötzlich verändern wird: 'es'. 'es'
ist hungrig. so hungrig, dass es sich auch vom hohen wellengang nicht
abschrecken lässt, mit dem das meer auf den strand zurollt.
unterdessen hat
sich die schwere nachmittagssonne auf den strand gelegt. faul und zufrieden
aalen sich touristen und einheimische nackt im warmen schwarzen sand.
einige spielen beachball, einige lesen, andere schauen einfach
auf's meer, wo sich die langsam untergehende sonne spiegelt. die zeit
vergeht - wie immer - langsam, sehr langsam. in regelmäßigen
abständen erheben sich die trägen körper um sich im klaren
atlantikwasser abzukühlen, auf den wellen zu reiten, sich treiben
zu lassen. sie ahnen nichts von der gefahr, die direkt unter ihnen lauert.
'es' wird ungeduldig. schon seit stunden
spürt es, sieht es wohl auch diese fleischberge, die sich über
ihm bewegen. vielleicht riecht 'es' sie sogar. doch die
fleischberge sind groß. zu groß. noch immer hat 'es'
nichts gegessen.
klaus d. (der name wurde von der redaktion geändert) ist müde.
er hat seinen täglichen job hinter sich gebracht und will die abendstunden
noch am meer genießen. wie alle anderen legt er sich seufzend in
den warmen sand, wie alle anderen erhebt er sich, um das meer auf dem
nackten körper zu spüren. wie alle anderen genießt er
das spiel der brandungswellen an den füßen, den beinen, den
hüften, ...
'es' setzt alles auf eine karte. zwar
schlagen die wellen bei der ablaufenden flut gefährlich hart gegen
den sand.
doch der hunger lässt ihm keine andere wahl, als sich ganz weit vorne
am strand ein opfer zu suchen. da: etwas zappelt vor seinen augen. ein
fisch?
augenzeuge johannes beschreibt die dramatische situation später so:
"es war gegen halb sieben. ich ließ mich eben von den wellen
treiben, wartete auf einen ritt in der brandung, der mich zum strand treiben
sollte, als ich plötzlich schreie hörte. 20 meter rechts von
mir schleppte sich ein mann mit schmerzverzerrtem gesicht aus dem wasser,
die hände in die bauchgegend bedrückt. bauchschmerzen? an einem
der steine gestoßen? als ich näher kam, sah ich die ursache
seiner schreie: in seiner nudel klaffte eine etwa 6 cm lange offene wunde.
blut strömte heraus und tropfte in den sand."
klaus d. steht unter schock. für einen langen augenblick war er sich
sicher, dass sein bestes teil abgebissen sein muss, für immer verloren.
erleichterung und wut mischen sich unter die schmerzen: "so ein scheiß!"
angebote, ihn zum centro de salud zu fahren, lehnt er trotz der
noch immer anhaltenden blutung ab. er will nur noch nach hause: "dort
hab ich aloe vera, das hilft."
erregte diskussionen in der deutschen community. viele sind nachdenklich
geworden, wägen die vorteile der freikörperkultur gegen der
wert einer unversehrten und funtionsfähigen nudel ab. und eine frage
taucht immer wieder auf: "was zum teufel war das?" die antworten
reichen vom stachelrochen, der sich gerne in ufernahen sand eingräbt
über einen kleinen hai bis zum papageienfisch mit seinem
harten schnabel. einheimische tippen auf einen barracuda.
eines ist sicher: klaus d. wird am playa inglès nie mehr
ohne badehose schwimmen gehen.
und noch immer ist 'es' hungrig, noch
immer wartet 'es'
entschlossen in der welle auf den
nächsten 'fisch' an der 'playa inglès'. es gibt noch viele
davon ...
(this not just a
story - it's real!)