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14. märz


abschied vom br

Ich werde nicht - wie vorgesehen - am 1. Juli zum BR zurückkehren.
Mir fällt diese Entscheidung nicht leicht: ich habe BR-online mit aufgebaut und geprägt, ich bin nach wie vor der Meinung, dass es das Potenzial zu einem der top-online-Angebote in Deutschland hat und ich schätze viele Kollegen in ihrer fachlichen und persönlichen Kompetenz.

Meine Gründe

1. Ich habe in den vergangenen Jahren meiner Arbeitssituation einen sehr hohen Stellenwert in meinem Leben eingeräumt - wahrscheinlich einen zu hohen. Dabei habe ich andere Aspekte meines Lebens vernachlässigt. Die bisherige Pause von einem halben Jahr sollte vor allem zur Erholung dienen, mir aber zugleich ermöglichen, neue - besser gewichtete - Strukturen zu schaffen. Das ist mir bislang nicht in ausreichendem Maße gelungen. Schade, aber so ist es.
   
2. Ich habe hier auf Gomera einen sehr hohen Zugewinn an Lebensqualität erfahren: die intensive Begegnung mit der Natur in Form von Sonne, Bergen, Meer, Sturm hat dazu geführt, dass ich mich körperlich so kräftig und gesund fühle, wie noch nie zuvor.
   
3. Ich habe Zeit. Viel Zeit. Und ich bin weitgehend frei, sie so zu gestalten, wie es mir gerade entspricht. Das ist Luxus.Ich schlafe lange, gehe joggen oder mache meine Übungen auf dem Dach, meditiere manchmal, lege mich zum Lesen unter den Gummibaum, starre auf's Meer. Ich arbeite gerne am PC, gehe wandern, lese meine Zeitung (El País) bei einem Cafe Cortado im Bistro, koche für Freunde, genieße meine wöchentlichen Shiatsu-Massagen.
   
4.

Zugleich habe ich erfahren, wie wenig meine Lebensqualität vom Lebensstandard abhängig ist. Ich erlebe die Reduktion meiner Alltagswelt als sehr entlastend: je weniger ich um mich habe, desto weniger muss ich mich darum kümmern - oder um mit Sokrates zu sprechen: "Wie zahlreich sind doch die Dinge, deren ich nicht bedarf."

   
5. Ich genieße es sehr, wieder offen und mit Lust zu lernen: Netztechnik, verschiedene PC-Programme, Spanisch, Trommeln, Salsa. Und: das Web zu durchforsten und mit offenen Augen neue Spielformen und Anwendungsmöglichkeiten dieses aufregendsten aller Medien zu finden.
   
Wie geht's weiter?
1.

Nein, ich steige nicht aus.Ich werde mir kein Haus in den Bergen kaufen, keine Ziegen hüten, keinen Lavendel anbauen, mich nicht ausschließlich von selbstangebautem Gemüse ernähren. Auch werde ich mich nicht für den Rest meines Lebens ins Kloster zurückziehen und meditieren.Die Angebote anderer Medienunternehmen konnten mich nicht locken - und ebensowenig werde ich (zunächst) auch kein Unternehmen gründen.

   
2.

Stattdessen werde ich meine gegenwärtige Lebensform zunächst beibehalten, d.h. ich werde den Großteil meiner Zeit im Ausland verbringen, über Internet arbeiten und regelmäßig nach Deutschland reisen um dort die Präsenzphasen meiner Projekte zu realisieren.

   
3. Ich bin weiterhin stark interessiert an inhaltlicher Arbeit mit dem Internet - endlich ohne hemmende bürokratischen Strukturen, ohne Intrigen, Machtspielen und andere unerfreuliche Kommunikationsmuster. Ich genieße die unabhängige Tätigkeit als freier Journalist, Trainer und Berater, die es mir ermöglicht, mit wenig Overhead an Organisation und Verwaltung zu leben.
   
4.

Meine bisherige Nebentätigkeit als Trainer und Berater werde ich ausweiten. Neben meinem bisherigen Schwerpunkt ("online-Recherche für Journalisten") werde ich zunehmend die Konzeption und inhaltliche Ausgestaltung von (journalistischen) Websites betreuen - in Seminaren und als definierte Projektarbeit. Weitere Projekte sind in Vorbereitung, für Anregungen und Kontakte bin ich offen und dankbar.

   
5. Diese Pläne betreffen die nächsten 1-2 Jahre. Dann werde ich weitersehen - Ideen gibt es genug.
Und vielleicht habe ich dann genug von diesem 'gschlamperten' Leben, und kehre gerne wieder in ein ‚normales' Arbeitnehmerleben in Deutschland zurück.

 

 

Ich danke allen, mit denen ich in den letzten Jahren konstruktiv, fair, engagiert und immer wieder auch mit viel Spaß zusammengearbeitet habe und hoffe, wir können diese Erfahrung fortsetzen - bis dahin:

Alles Gute !

mail@friedrich-reichert.de

Valle Gran Rey, 14. März 2001

 

 
 
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