abschied vom br
Ich werde nicht
- wie vorgesehen - am 1. Juli zum BR zurückkehren.
Mir fällt diese Entscheidung nicht leicht: ich habe BR-online mit
aufgebaut und geprägt, ich bin nach wie vor der Meinung, dass es das Potenzial
zu einem der top-online-Angebote in Deutschland hat und ich schätze viele
Kollegen in ihrer fachlichen und persönlichen Kompetenz.
Meine Gründe
1. |
Ich
habe in den vergangenen Jahren meiner Arbeitssituation einen sehr hohen
Stellenwert in meinem Leben eingeräumt - wahrscheinlich einen zu hohen.
Dabei habe ich andere Aspekte meines Lebens vernachlässigt. Die bisherige
Pause von einem halben Jahr sollte vor allem zur Erholung dienen, mir
aber zugleich ermöglichen, neue - besser gewichtete - Strukturen zu
schaffen. Das ist mir bislang nicht in ausreichendem Maße gelungen.
Schade, aber so ist es. |
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2. |
Ich
habe hier auf Gomera einen sehr hohen Zugewinn an Lebensqualität erfahren:
die intensive Begegnung mit der Natur in Form von Sonne, Bergen, Meer,
Sturm hat dazu geführt, dass ich mich körperlich so kräftig und gesund
fühle, wie noch nie zuvor. |
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3. |
Ich
habe Zeit. Viel Zeit. Und ich bin weitgehend frei, sie so zu gestalten,
wie es mir gerade entspricht. Das ist Luxus.Ich schlafe lange, gehe
joggen oder mache meine Übungen auf dem Dach, meditiere manchmal, lege
mich zum Lesen unter den Gummibaum, starre auf's Meer. Ich arbeite gerne
am PC, gehe wandern, lese meine Zeitung (El País) bei einem Cafe
Cortado im Bistro, koche für Freunde, genieße meine wöchentlichen Shiatsu-Massagen.
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4. |
Zugleich habe
ich erfahren, wie wenig meine Lebensqualität vom Lebensstandard abhängig
ist. Ich erlebe die Reduktion meiner Alltagswelt als sehr entlastend:
je weniger ich um mich habe, desto weniger muss ich mich darum kümmern
- oder um mit Sokrates zu sprechen: "Wie zahlreich sind doch die Dinge,
deren ich nicht bedarf."
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5. |
Ich
genieße es sehr, wieder offen und mit Lust zu lernen: Netztechnik, verschiedene
PC-Programme, Spanisch, Trommeln, Salsa. Und: das Web zu durchforsten
und mit offenen Augen neue Spielformen und Anwendungsmöglichkeiten dieses
aufregendsten aller Medien zu finden. |
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Wie
geht's weiter? |
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1. |
Nein, ich steige
nicht aus.Ich werde mir kein Haus in den Bergen kaufen, keine Ziegen
hüten, keinen Lavendel anbauen, mich nicht ausschließlich von selbstangebautem
Gemüse ernähren. Auch werde ich mich nicht für den Rest meines Lebens
ins Kloster zurückziehen und meditieren.Die Angebote anderer Medienunternehmen
konnten mich nicht locken - und ebensowenig werde ich (zunächst) auch
kein Unternehmen gründen.
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2. |
Stattdessen werde
ich meine gegenwärtige Lebensform zunächst beibehalten, d.h. ich werde
den Großteil meiner Zeit im Ausland verbringen, über Internet arbeiten
und regelmäßig nach Deutschland reisen um dort die Präsenzphasen meiner
Projekte zu realisieren.
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3. |
Ich
bin weiterhin stark interessiert an inhaltlicher Arbeit mit dem Internet
- endlich ohne hemmende bürokratischen Strukturen, ohne Intrigen, Machtspielen
und andere unerfreuliche Kommunikationsmuster. Ich genieße die unabhängige
Tätigkeit als freier Journalist, Trainer und Berater, die es mir ermöglicht,
mit wenig Overhead an Organisation und Verwaltung zu leben. |
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4. |
Meine bisherige
Nebentätigkeit als Trainer und Berater werde ich ausweiten. Neben meinem
bisherigen Schwerpunkt ("online-Recherche für Journalisten") werde
ich zunehmend die Konzeption und inhaltliche Ausgestaltung von (journalistischen)
Websites betreuen - in Seminaren und als definierte Projektarbeit.
Weitere Projekte sind in Vorbereitung, für Anregungen und Kontakte
bin ich offen und dankbar.
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5. |
Diese
Pläne betreffen die nächsten 1-2 Jahre. Dann werde ich weitersehen -
Ideen gibt es genug.
Und vielleicht habe ich dann genug von diesem 'gschlamperten' Leben,
und kehre gerne wieder in ein ‚normales' Arbeitnehmerleben in Deutschland
zurück. |
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Ich
danke allen, mit denen ich in den letzten Jahren konstruktiv, fair,
engagiert und immer wieder auch mit viel Spaß zusammengearbeitet
habe und hoffe, wir können diese Erfahrung fortsetzen - bis dahin:
Alles
Gute !
mail@friedrich-reichert.de
Valle
Gran Rey, 14. März 2001
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