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18. november

reis, reis, reis

fasten ist einfach - behaupte ich jetzt einfach mal ganz großspurig nach den erfahrungen der vergangenen woche. anfangs war mir schon mulmig - dass es sinnvoll ist, dem körper gelegenheit zur reinigung zu geben - das weiß sogar ich. aber so richtig hatte ich es ja nie zuvor gemacht. und dann auch noch hier, wo es die besten früchte, frisches gemüse, hervorragende restaurants gibt - mit frischem fisch, gambas, leckeren nachspeisen, gutem wein, .... ach!
"und wenn ich nun dauernd mit knurrendem magen rumlaufe, der hunger mich quält, ich vor appetit auf leckeres nicht schlafen kann?" - weichei ! ;-)

'reis' hies das zauberwort, genauer 'reis-congé' oder einfacher: 'reis-schleim'. das und jede menge heißes wasser war das einzige, was ich eine ganze woche lang zu mir nehmen sollte. ein altes chinesisches rezept, wirkungsvoller als fruchtsaft, schonender als gar nichts zu essen.
worauf ich nicht verzichten möchte: das rauchen. als sicherheitsleine in die bekannten gewohnheiten... ;-)

montag: mein erster tag. eine wandertour - nur etwa 5 stunden, kein wahnsinns-anstieg, aber dennoch anstrengend. widerwillig löffelte ich meinen reisbrei, trank warmes wasser. kopfschmerzen meldeten sich. zurückgekommen legte ich mich unter den gummibaum und schlief sofort ein. ich aß nur wenig von dieser widerlichen brühe.

dienstag, der zweite tag. ich radelte etwas, gönnte mir eine exzellente ganzkörpermassage (danke, satpremo!), war träge, as und trank kaum. hunger? nein. ich konnte nicht einschlafen.

mittwoch, der dritte tag. sturm im tal. krise und wende für mich. ich schlief erschöpft und lange, stand zitternd auf, ließ mir reis und wasser machen, legte mich hin, schlief weiter. der kreislauf war am ende. "wenn es bis morgen nicht besser ist, höre ich auf. wozu sinnlos leiden?!!!" abends dann kam der wendepunkt: ich entwickelte plötzlich energie, fühlte mich kräftiger. sigi schlug vor, vom reis-schleim auf normalen reis umzusteigen. dankbar sagte ich zu, briet das zeug auch noch etwas an - fein!

donnerstag, der vierte tag. power pur! aus dem bett springen, joggen, schwimmen, radeln, ... nahezu den ganzen tag hab ich lustvoll am pc gearbeitet - die seminare wollen vorbereitet werden. endlich hunger? - nichts! sigi machte sich daran, ihre ersten weihnachtsplätzchen zu backen - kein problem.
merkwürdig:
ich konnte nicht schlafen, lag zufrieden und sehr wach mit meinem roman ("die truhen des arcimboldo" - ein historischer krimi mittlerer qualität über die unfehlbarkeit es papstes) im bett und las bis um sechs.

freitag, der fünfte tag. die power hält an. wieder joggen, spazierengehen, etws arbeiten. in einem café war ich bislang noch nicht. dann eben heute: "un vaso con aqua caliente, por favor!" gegen blöde blicke wird man irgendwann sicher immun. vor allem, wenn sich der körper sooo gut anfühlt. anderen beim essen zuzusehen, während ich nichts essen darf? es ist einfach, ohne jede geistige verrenkung: "die essen ihr zeug, ich eben meines." ich rieche alles intensiver.

samstag, der sechste tag. ein tag mit turbo. es fühlt sich soooo normal und kraftvoll an. wieso sollte ich überhaupt wieder umsteigen? aber es ist sinnvoll: in der kommenden woche muss ich ins kalte deutschland, muss arbeiten, mich anstrengen. dieses experiment möchte ich mir dann doch nicht zumuten.
ich war wohl auch etwas zu großzügig in der auslegung der fastenanweisungen. statt der vorgeschriebenen 3-4 liter wasser hab ich nur etwa 1-2 getrunken. jetzt machen sich die nieren leicht schmerzhaft bemerkbar.

also ist morgen der letzte tag. ich bin neugierig auf die rückkehr ins leben als 'normaler' konsument. ich freue mich auf den süßen, starken café cortado, auf einen frischen magosaft, ein sandwich mit ziegenkäse und palmhonig ...